Bereits 1926 wurde Bohusläns Kooperativa Stenindustri gegründet, eine Genossenschaft, die heute im Besitz von Benders ist. Mit solider Handarbeit als Eckpfeiler des Schaffens entwickelte sich das Unternehmen schon früh zu einem zentralen Akteur der westschwedischen Steinindustrie. Von jeher waren Erfahrung und respektvolles Arbeiten erforderlich, um dem Fels seine verborgenen Schätze zu entlocken, und noch heute ist es der Granit, der vorgibt, wo der Steinmetz sein Werkzeug ansetzt.
Im Sommer 1926 wurde Schweden von einer Hitzewelle heimgesucht – mit Temperaturen, die im Rest von Europa Ihresgleichen suchten. Es kursierten erste Gerüchte, das schwedische Kugellagerunternehmen SKF plane in Göteborg eine Automobilfabrik mit dem lateinischen Namen Volvo. Ob dieser Name wohl zu hochtrabend sei, fragt sich der Steinmetz Henning Carlsson, als er sich damals dem kleinen Schuppen in Hovenäset näherte, freute sich aber gleichzeitig darüber, dass das Jahr 1926 wahrscheinlich aus den beiden oben genannten Gründen in die schwedische Geschichte eingehen würde.
Er betrat das kleine Büro. Als er zehn Minuten später wieder herauskam, wischte er sich den Schweiß von der Stirn und schaute auf das Papier in seiner Hand. „Anteilsurkunde an der Genossenschaft Bohusläns Kooperativa Stenindustri“ waren Worte, die verpflichteten. Gleichzeitig überkamen ihn Freude und Erleichterung. „Jetzt geht es los“, dachte er voller Tatendrang und marschierte strammen Schrittes auf den Steinbruch zu, um seine neuen Kollegen kennenzulernen.
Die Anziehungskraft des „harten Goldes“
Da sich das Örtchen Bohus Malmön, wo 1842 eine der ersten großen Steinhauereien gegründet worden war, zum Zentrum der schwedischen Steinindustrie entwickelt hatte, konnten Carlsson und seine Kollegen allesamt auf jahrelange Erfahrung in der Steinindustrie zurückblicken. Dass die hier angesiedelten Unternehmen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auf gute Wachstumsraten verweisen konnten, lag am guten Zugang zu Rohstoffen, an der einzigartigen Zusammensetzung von Bohusgranit und an dessen Hau- und Formbarkeit. Durch die küstennahe Lage der Steinbrüche boten sich zudem nicht zu verachtende Exportvorteile. Die Nachfrage schien nicht enden zu wollen, und die gute Beschäftigungssituation lockte Menschen aus dem ganzen Land in die Region.
Aus Chaos erwuchs Gemeinschaft
Nach Jahrzehnten der wirtschaftlichen Blüte wurde die stark exportabhängige Steinindustrie durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf einen Schlag lahmgelegt. Als der Krieg schließlich zu Ende ging, führten die extremen wirtschaftlichen Schwankungen der Zwischenkriegszeit ins Chaos. Neuanstellungen und Kündigungen in den Unternehmen der Steinindustrie unterlagen der Willkür; Streiks, Entlassungsdrohungen und Arbeitskonflikte lösten einander ab. Schließlich waren die Arbeiter am Ende ihrer Geduld angelangt. Carlsson und seine tatkräftigen Steinhauer- und Steinmetzkollegen schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen, um in Zukunft gemeinschaftlich und selbstbestimmt über ihre Arbeit entscheiden zu können.
Ihre Anfang August 1926 gegründete Genossenschaft erlangte schnell den Ruf eines kompetenten, leistungsstarken und zuverlässigen Anbieters von Bohusgranit. Nicht zuletzt durch die Gründung von Ablegern in verschiedenen Küstenorten wurde sie zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber für die alteingesessenen Unternehmen. Ein Wettbewerber, der die meisten Unternehmen der früheren Generation überleben sollte.
Behutsame Entwicklung
Von 1926 bis zum Ende der 40er-Jahre betrieb man die Steinhauerei erfolgreich mit einfachen maschinellen Hilfsmitteln in kleinen Steinbrüchen. Die 50er- und 60er-Jahre waren von einem starken technologischen Entwicklungsschub geprägt; unter anderem importierte man die bahnbrechende Jet-Verbrennungsmethode aus den USA. Der nächste Schub erfolgte in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre, als an die 60 Millionen Kronen unter anderem in einen neuen Maschinenpark und in die Produktentwicklung investiert wurden.
Die Genossenschaft erzielte Gewinne, mit denen man neue Standorte akquirieren konnte. Durch den Aufkauf des Steinbruchs Ävja im Jahr 1965 vervielfachte man die Abbaumöglichkeiten. 1986 übernahm man Näsinge, und 1998 kam Skärholmen hinzu, ein Unternehmen, das das Leistungsspektrum der Genossenschaft durch hochpräzise und hochqualitative Veredlungstechniken ergänzte. Die Akquisition des Werks in Rabbalshede 2007 brachte sowohl einen Zuwachs an Produktionskapazität als auch frisches Wissenskapital. Als weiterer Neuzugang wurde das Tochterunternehmen Bohusgranit AB gegründet, das fortan für die Bearbeitung des Verbrauchermarkts zuständig war.
Seit Sommer 2012 gehört Bohusgranit zu Benders, ein Unternehmen in Familienbesitz und zugleich Schwedens führender Hersteller von Dachsteinen und Pflastersteinen, das auf ein breites Händlernetz in ganz Nordeuropa verweisen kann. Benders Geschäftstätigkeit ist geprägt von Langfristigkeit, Qualitätsbewusstsein und einem offenen Ohr für die Belange der Kunden – die gleichen Grundsätze, die auch die bohuslänsche Steinproduktion zum Erfolg geführt haben.
Nun ist es 90 Jahre her, dass Henning Carlsson und seine Kollegen die Idee hatten, ein Unternehmen in gemeinschaftlichem Besitz zu gründen. Technologische Entwicklung, Investitionen, Produktentwicklungen und Besitzerwechsel hin oder her – der Schlüssel zum Erfolg liegt allerdings nach wie vor in der Hand des Steinmetzes. Das Endergebnis wird bestimmt von erfahrenen Händen, die über einen frisch herausgebrochenen Stein streichen und ertasten, wo der Meißel angesetzt werden muss. Das ist heute nicht anders als damals.